
Kommunikation ist die Antwort auf Komplexität.
– Markus Miller –
“Bist du kompliziert …” – ist bzw. war eine Äußerung anderer über mich, über die ich im Lauf der Zeit mehrfach gestolpert bin und gegenwärtig liebevoll ins positive wandeln konnte. Frei nach dem Beitrag: Wortwahl und Worte – wähle ich mittlerweile die für mich aussagekräftigere und charmanter klingendere Form – “komplex”.
Ja, ich glaube das trifft es sehr viel besser. Kompliziert wirkt sehr ablehnend und unverrückbar. Es hinterlässt das Gefühl sich erklären zu müssen – dabei liegt die Betonung liegt auf müssen.
Komplexität dahingegen scheint allein vom Namen her geprägt durch Vielschichtigkeit, Offenheit, Weiträumigkeit und Vernetzung. Dinge, die man freiwillig näher erläutern möchte. Denn das Gefühl andere über dass, was in einem vorgeht, mitzunehmen, bleibt.
Früher wäre mir nichts ferner gewesen als blind “kompliziert” als ein mich beschreibendes Adjektiv zu unterschrieben. Doch einzig “kompliziert” war der Weg mich und die Hochzensitivität (ein Persönlichkeitsmerkmal) zu verstehen.
Nach dem ersten Klick dauerte es noch einige Zeit Erlebtes mit all den neuen Erkenntnissen neu zu durchleben und abzuschließen.
Doch es hat sich gelohnt – war ich während des Prozesses noch hin und her gerissen, ob ich das alles toll finden, geschweige denn leben möchte, so weiß ich indes dieses Merkmal zu schätzen. Mit dem eigenen Verständnis dafür kam auch die Fähigkeit das alles in Worte auszudrücken und meine Mitmenschen über meine Empfindungen abzuholen.
Puh – aber wie kann man nun diese Komplexität am Besten beschreiben? Mal schauen, ob ich mit wenigen Worten davon komme … 😉
Auf geht’s:
- Informationen / Situationen werden oft ruckzuck aufgenommen und ungefiltert verarbeitet. (was nicht selten dazu führt, dass mein Kopf einfach nur “voll” ist)
- Ich nehme sehr intensiv über meine Sinne wahr – bezogen auf meine direkte Umwelt. (Ob Stimmungen im Raum oder in Gesprächen, das Eichhörnchen, dass am Ende der Straße vorbeihuscht, eine mir unbekannte Person, die ich wiederholt an beliebigen Plätzen sehe, Geräusche, die sich regelrecht in meinen Kopf bohren … )
- Empfindungen fühlen sich intensiver an: Freude, Liebe, Genuss, Trauer, Wut, Ungerechtigkeit, Mitgefühl …
- Bei Entscheidungsfindungen z.B. rattern wie auf Knopfdruck in mir alle möglichen und unmöglichen Szenarien runter (ein Grund, warum einige Entscheidungen nicht von jetzt auf gleich getroffen werden können; es wird jedes mögliche Szenario genau abgewogen)
- Ich möchte (vielen) Dingen, die mich beruflich oder privat tangieren auf den Grund gehen und verstehen; ich durchleuchte und hinterfrage vieles von allen Seiten.
- Es ist nicht nur alles schwarz oder weiß – die Anzahl der Schattierungen ist schier hoch – es kann mitunter auch sehr bunt sein.
- Früher habe ich mir viele Themen anderer sehr zu Herzen genommen und zu den meinen gemacht (in dem ich mich diesen angenommen habe und lösen wollte, entsprechend viel landete auf meinem “Tisch”)
- Auch heute durchleuchte ich nicht nur meine Bedürfnisse, sondern – wenn auch nicht mehr in der Intensität – die meiner Mitmenschen.
- Bei allem, was ich tue, schwingt eine große Gewissenhaftigkeit mit – auch bekannt unter Perfektionismus, Detailverliebtheit.
- Dahinein fließt ebenfalls ein gutes Maß an Organisationfreudigkeit – gut gewappnet zu sein, Wege zu kombinieren. Und besser gewisse Dinge zu haben, als zu brauchen.
Alle diese Punkte für sich allein stehend mögen noch keine Komplexität ausmachen – die Kombination aller schon eher. … bedenkt man dabei ebenfalls die Zeit, die die aufgeführten Punkte in Anspruch nehmen.
Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht – was ich oben beschrieben habe, ist nicht allgegenwärtig. Auch ich laufe gedankenversunken durch die Straßen, ohne die Außenwelt wahrzunehmen, kann Entscheidungen im Handumdrehen treffen und bin in gewissen Situationen abgestumpft. 🙂