
Wenn du eine Entscheidung treffen musst, und du triffst sie nicht, dann ist das auch eine Entscheidung.
– William James –
Während ich bereits die ersten gefühlt 100 Zeilen geschrieben habe und ich mich in unzähligen Verzweigungen und höchster Dramaturgie wiederfand, fragte ich mich welche Pointe ich eigentlich vermitteln möchte.
Ehe ich mich versah, merkte ich, dass ich bereits wieder eine Entscheidung getroffen habe. 🙂
Bereit? Et voilà:
Ursprünglich hatte ich geplant die Themen “Entscheidungen treffen ” und “Verantwortung übernehmen” getrennt von einander zu betrachten …
Desto mehr ich darüber nachdenke und desto mehr Entscheidungen anstehen, bin ich nochmal mehr davon überzeugt, dass auf eine Entscheidung auch das Tragen der Verantwortung dieser Entscheidung ineinander übergeht – wenn auch unabhängig davon, dass Verantwortung zu übernehmen auch in anderen Bereichen zum Tragen kommt.
Anders formuliert: eine Entscheidung treffen und dazu zu stehen.
Im Laufe eines Tages treffen wir unzählige Entscheidungen. Was wir essen, wann wir aufstehen, welches Verkehrsmittel wir nutzen, wie wir uns anderen gegenüber verhalten, … . Entscheidungen, die so ins Blut übergegangen sind, dass sie uns als solche wahrscheinlich nicht mehr präsent sind. Sie werden unbewusst getroffen.
Im Gegensatz dazu treffen wir auch weitreichendere Entscheidungen, die durchdacht sind und bewusst getroffen werden (sollten): ein neuer Job, eine Selbstständigkeit, eine weitere Ausbildung, eine Trennung, ein Coaching, ein Umzug, neue Möbel …
An dieser Stelle möchte ich das Zitat aufgreifen und die Frage in den Raum stellen, wie du zu bedeutsamen Entscheidungen, die nicht bewusst getroffen oder aufgeschoben werden, stehst?
Ich persönlich habe zu diesen Entscheidungen ein gespaltenes Verhältnis. 😉 Bei denen, die ich aufschiebe, merke ich, dass sie mir keine Ruhe lassen. Zu bedeutsamen Entscheidungen, die ich nicht bewusst getroffen habe, kann ich selten stehen und rufen ebenfalls ein Unbehagen hervor.
Um weitreichende Entschlüsse fassen zu können, wäge ich sie gern genau ab und arbeite meine Entscheidungsgrundlage recht detailliert aus – gedanklich und/oder schriftlich. Durchaus so genau, dass mich das einiges an Zeit kostest. Zeit, die wiederum Sicherheit schafft.
Klar, ist es nicht möglich, immer alle Faktoren genau abzuschätzen und abzuwägen; bestenfalls ist die Entscheidung fundiert und basiert auf bewussten Überlegungen. Eine Grundlage, um auch zu ihr zu stehen. Es darf sich gut anfühlen.
Mittlerweile neige ich dazu auch alltäglichere Entscheidungen bewusst zu treffen.
Eine Hilfestellung, die mich gerade bei dieser Art Schritte schneller zum Ziel bringt, ist die Frage:
Welcher meiner möglichen Entscheidungen zu einer Sache würde länger negativ nachhallen oder mich beschäftigen? A oder B?
Nehmen wir an A wäre ein Sprung ins kalte Wasser, 0° C Wassertemperatur; zum Anbaden in der Ostsee. B würde mich als Beobachter dessen am Strand stehen lassen.
Ich fragte mich, was länger an mir “nagen” würde: der kurze Sprung ins kalte Wasser oder die Gewissheit es nicht getan zu haben und diese vorerst einmalige Gelegenheit verstreichen zu lassen.
Ich entschied mich für A. Ich habe eine bewusste Entscheidung getroffen und stand dazu. Es fühlte sich gut an. Kalt, aber gut!
Diesen Ansatz verwende ich ebenfalls bei essentiellen Entschlüssen: was sind meine Möglichkeiten, was bedeuten sie jeweils für mich, was ist die Konsequenz, wenn ich A oder B (nicht) tue.
Gut, beim Einkauf hole ich meinen Fragenkatalog nicht unbedingt heraus, aber auch hier treffe ich eine bewusste Entscheidung, wenn mal etwas fetthaltigeres Essen auf dem Laufband landet, als sonst.
Bemerke ich, dass sich eine Entscheidung als falsch bzw. als nicht sinnvoll herausstellt, gilt es einen weiteren Entschluss zu fassen. D. h. unter Umständen seine zuvor getroffene Entscheidung zu revidieren oder bei einer möglichen selben Entscheidung sich anders zu entscheiden … Auch das ist eine Entscheidung; und eine hinter der ich stehen sollte. Wie oben erwähnt, kann man nicht alles im Vorfeld abwägen – also völlig legitim.
Mein Fazit: Ich merke, wie jede bewusste Entscheidung, die ich treffe und zu der ich stehe, mich selbstbewusster macht. Entscheidungen schaffen Veränderung, sie können schmerzen oder Freude … ach, was sag ich: alle möglichen und unmöglichen Gemütszustände hervorbringen.
Für mich erscheint das “richtiger” als jede Entscheidung, die zwar bedeutsam ist aber nicht (bewusst) getroffen wurde. Ebenso wie die, die voreilig getroffen werden, um sie kurze Zeit später in Zweifel zu stellen.
Auf gute Entscheidungen! 🙂